Platz 4-2
4. Mission Impossible: Fallout (02.08.2018, Christopher McQuarrie)
Der beste amerikanische Blockbuster neben Mad Max: Fury Road. Cruise/McQuarrie verstehen es Hochglanz-Action und schwindelerregende Höhen mit einer anspruchsvollen Geschichte zu verbinden, die den Kopf des Zuschauers verlangt. Während also jede Aktion nachvollziehbar ist, dürfen wir schwitzen und bangen wenn die technisch perfekteste Action des Jahrtausends neue Grenzen setzt. Das ist euphorisches und furioses Kino, das in dieser Budgetierung viel zu selten auf die Leinwand kommt. Wirklich mutige und brillant, womit die Mission Impossible Reihe einen kleinen Fisch wie James Bond längst hinter sich gelassen hat!
3. Climax (06.12.2018, Gaspar Noë)
Komplettes Schleudertrauma. Noe lädt ein zum Tanz in die Abwärtsspirale. Mit pumpenden Elekrotracks, endlosen Tanzssequenzen, Parallelmontagen und kopfstehender Kamera werden hier nicht nur die Körper innerhalb des Filmes zerstört. Man sollte díe ersten zehn Minuten daher nochmal zum akklimatisieren nutzen, um seine Sinne und sein Gehör auf die folgenden 80 Minuten einzustimmen. Climax ist zugleich radikales Erlebnis und filmischer Rauschzustand. Ohrenbetäubender Lärm, tranceverursachende rot- und grünstichige Bilder vermengen sich zur destruktiven Polka wenn profillose Menschen beginnen sich zu zerfleischen. Terror in Reinform destilliert in wilden Tanzeinlagen und ausufernden Verhaltensmustern bis die Sicht in wahrsten Sinne auf Kopf steht und Körper und Mischpult nur noch als Fragment ihrer selbst zerstört auf dem Schlachtfeld liegen. Die Seherfahrung des Jahres.
2. The Florida Project (15.03.2018, Sean Baker)
The Florida Project ist ein filmisches Wunder. Ein roher authentischer Blick auf die Menschen vor den Toren von Disneyland. Wo andere ihren Wohlstand auskosten, Kinder ihre Fantasie ausleben und sich in wilden Attraktionen austoben können entwirft Moonee mit ihren Freunden ihre eigene Welt und findet den Wert ihrer Kindheit im Erkunden von verlassenen Häusern, dem Bespucken von Autos oder wildem Herumschreien in geschlossenen Räumern. Sean Bakers Stil ist dabei so authentisch, dass wir vergessen einen Film zu sehen. Die Charaktere sind echt, die Handlungen aus purer kindlicher Neugier, der Blick auf das Leben der „Armen“ unverfälscht. Dazu kommen kräftige analoge Bilder, die die Fassaden des schäbigen Motels zum echten Wunderland wirken lassen. 111 Minuten schauen wir dem Treiben zu, versinken in den non-stringenten Szenen und erinnern uns selbst an die Dinge die wir als Kinder angestellt haben. Doch bei all den schönen Erinnerungen, dem Wortwitz und der Komik, die den Film begleiten. Wenn in den letzten 5 Minuten der harte Realismus auch uns wieder auf den Boden zurückbringt und zeigt, dass auch bunte Fassaden bröckelig sind, trifft es uns wie eine wuchtige Faust ins Gesicht. Mich hat es emotional dermaßen getroffen, dass ich auch jetzt noch Tränen in den Augen (nach einem echten emotionalen Zusammenbruch gestern) habe, wenn ich an die vorletzte Szene denken muss. Poesie, Authentizität, Realismus. Vereint auf Zelluloid. Es wird schwer einen besseren Film in diesem Jahr zu finden.