Platz 1
Call me by your Name (01.03.2018, Luca Guadagnino)
Und doch gab es einen besseren Film. Einen Stimmungsfilm, der sich ausbreitet wie die wärmende Sonne an Sommertagen. Sei es das Volleyballspielen auf grünen Wiesen, das Baden in kalten Quellen, laue Sommerabende mit Brot und Rotwein oder eine Fahrradtour durch die alten Städte eines unbekannten Landes. Und parallel mit diesen Erlebnissen entdeckt ein junger Mensch seine Vorlieben und seine Sexualität. Doch was anfangs noch plakativ klingen mag, entfaltet sich als stimmungsvoller, atmosphärischer und emotionaler Coming of Age Film, der nicht nur den Geist des Romans einatmet und bravourös einfängt, sondern zeitgleich auch durch seine umwerfende Kameraarbeit, dem umwerfenden Score von Sufjan Stevens, Ryuichi Sakamoto & Co. und seinem Darstellergespann seine eigenen Stärken entwickelt. Das klingt nun nach ausufernder Verwendung von Superlativen um den Film zu beschreiben, doch anders geht es leider nicht. Call Me By Your Name ist echtes Leben auf Zelluloid gebannt, mit nachvollziehbarer Tragik, rohen Emotionen und poetischen Momenten, die echte Highlights im noch so jungen Kinojahr bilden. Gerade in der letzten Viertelstunde dürfte jeder, der die letzten zwei Stunden gebannt zugeschaut hat, vor Tränen nichts mehr sehen können. Ein abschließendes Gespräch zwischen Vater und Sohn ist die Reflexion aller Momente, die wir zuvor miterlebt haben. Denn am Ende zählt nicht was andere über uns denken oder was wir aus Angst der Gedanken anderer über uns verheimlichen wollen. Am Ende zählt die Liebe zum eigenen Ich und die Liebe die wir an Andere zu vergeben haben. Und auch wenn Call Me By Your Name in der Königskategorie vielleicht keine Chance hat, wird er das Kino prägen. Denn leider gibt es immer noch zu viele Menschen die gleichgeschlechtliche Liebe aufgrund veralteter Ansichten oder Kleingeistigkeit ablehnen.