Die Plätze 7-5
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7. The Hateful 8 (Quentin Tarantino)
Quentin hat es nicht verlernt und liefert mit „The Hateful 8“ nicht nur einen der besten Filme des Jahres ab, sondern auch sein erwachsenstes Werk. Reduziert auf irrwitzige Dialoge und sich langsam aufbauende Spannung, die typisch für Tarantino mit deftigen Gewalteruptionen nicht geizen, wird die pessimistische Grundstimmung fernab jeglicher farbenfroher Bilder eingefangen und an minimaler Anzahl von Schauplätzen ausgetragen. Man merkt Tarantino deutlich an, dass er Freude hat und bekommt das Gefühl, selten so einen ausgelassen Film gesehen zu haben. Da wird sich nicht gescheut beinahe minutenlang die Natur einzufangen um sie im tollen 70mm Format richtig zur Geltung bringen zu können. Es wirkt als würde Reservoir Dogs mit Agatha Christie gewürzt in einer Präriehütte, statt in einer Lagerhalle stattfinden, während Tarantino sich gehörig selbst feiert und etliche Filmreminiszenzen u.a Stagecoach integriert. Dieses überlange, dialoggespickte und ultrabrutale Kammerspiel fordert viel. Wer diese Barriere jedoch überwindet, darf sich auf einen tollen Film mit bärenstarkem Cast freuen! Oder wie es Robin in seinem Wort zum Sonntag bereits verfasste. Ein moderner Klassiker.
6. The Revenant
(Alejandro González Iñárritu)
5. Raum (Lenny Abrahamson)
Room ist nicht nur ungeheuer intensiv und verdammt authentisch gespielt, sondern treibt den Zuschauer mit in die Spirale der Depression und Hoffnungslosigkeit, um ihn wie einen austrocknenden Fisch zappeln zu lassen, ihm immer wieder Mut zu geben und Willenstärke finden zu lassen, während man sich längst mit der Tatsache abgefunden hat, dass jegliche Rettung zu spät ist. Tatsächlich funktioniert das so gut, dass man sich nicht vom Fernseher lösen kann. Die Kombination aus Poesie, Lebensfreude und menschlicher Abscheulichkeit fesselt zwei Stunden, obwohl der eigentliche Höhepunkt bereits nach einer Stunde offenbart wird. Diese Welt besitzt einen kleinen Lichtblick, der sich wie ein kleines Dachfenster im dunklen Gewölbe anfühlt. Eine Tour de Force, ein richtig verstörender Brocken von Film mit ungeheurer Schauspielwucht. Um nach Room wieder zum Lachen zu finden, braucht man sicher eine Komödie. Aber diese Traurigkeit ist es wert!
Ein wortkarger, narrativ einfach gestrickter Überlebenskampf der an die Substanz geht und von vielen aufgrund seiner augenscheinlich fehlenden Substanz kritisiert wurde. Viel zu erzählen hat „The Revenant“ nicht, doch weiß er die Geschichte mit der visuell überbordenden Bildsprache eines Emmanuel Lubezkis zu erzählen, die mit einer dreckig blutbesudelten Wirkung auf den Zuschauer einschlagen. The Revenant ist ein Film, aus Schweiß, Blut und Raserei geschaffen, dessen Inszenierung stilsicher zwischen knüppelhartem Überlebenskampf und Momenten der Stille und Melancholie wechselt, in seinen Gewaltakten an den Omaha-Beach aus Saving Private Ryan erinnert, es in einem Kampf mit einem Bären schafft mit seiner dreckigen Brutalität zum „Nicht-Hinsehen“ zu animieren und mit leichtem Esoterik-Ausflügen Zeit zum erholen lässt. Was an inhaltlicher Leere anzukreiden ist wird durch spürbare Inszenierung ersetzt und ergeben ein Erlebnis, dessen Wirkung auf größter Leinwand einlädt, den Schmerz selbst zu spüren. „The Revenant“ ist ein kräftezehrendes Werk in ungeschliffenen Bildern durchflutet von Rotz, Blut und Schmutz. Ein Film an dessen Ende man selbst Erlösung gefunden hat und bereit ist, mit dem letztem Atemzug die Vergangenheit abzuschließen. The Revenant ist Kino und der audiovisuell perfekteste Film des Jahres.