Home Specials Unsere Top 20 der 2010er-Jahre

Unsere Top 20 der 2010er-Jahre

von Robin Längert

Platz 20: Get Out von Jordan Peele

Mit diesem Debütfilm hat der Comedian Jordan Peele geradezu jeden überrascht. Was als subtile Horror-Satire über den verwurzelten Rassismus in den USA beginnt, endet als völlig entartetes und entstelltes Body-Horror-Massaker. Mit dem Motto „Schwarz ist das neue Weiß“ tarnt sich in diesem Wahnsinn von Film das rechte Gedankengut, um die afroamerikanischen Mitbürger auf ihre Körper zu reduzieren. Das ist zutiefst verstörend inszeniert und verdient spätestens nach seinem wutentfachten Finale den Platz in unserer Jahrzehntsliste.

Platz 19: Parasite von Bong Joon-ho / Burning von Lee Chang-dong

Parasite kombiniert kräftezehrende Spannung mit irrem Wortwitz ohne, dass wir als Zuschauer ein Mal die Möglichkeit haben zu erfahren in welche Richtung der Film geht. Immer wenn ein vermeintlicher Ausgang der Geschichte gefunden wurde, serviert man einen Twist der die Narration in völlig verschiedene Gefilde lenkt. So viel sei Gewiss: So einen Film hat man noch nicht gesehen und wird es sicherlich auch sehr lange Zeit nicht mehr.

Auf dem selben Platz und ebenfalls aus Südkorea ist der Mystery-Film Burning, der es nach langer Wartezeit doch noch in die deutschen Kinos geschafft hat. Voll und ganz griffig kann dieser Film nicht beschrieben werden. Besonders aus dem Grund, dass er für jeden sicherlich anders wahrgenommen wird. Doch in erster Linie geht es um unerwiderte Liebe, die eine brennende Leere hinterlässt. Dafür nutzt Regisseur Lee bewusst fehlende Nebeninformationen, die dem gesamten, subtilen Thriller eine mysteriöse Note verpasst. Burning bietet eine Menge Interpretationsraum und ist mit seinen zweieinhalb Stunden sicherlich nicht der zugänglichste Film, doch rein visuell und erzählerisch sicherlich einer der besten.

Platz 18: What We Do in The Shadows von Jemaine Clement und Taika Waititi / Song to Song von Terrence Malick

Jemaine Clement und Taika Waititi haben sich dazu entschlossen, Vampire aus einer völlig anderen Perspektive zu belichten und erschufen damit eine der witzigsten Komödien der letzten Jahre, in der Vampire eben humanisiert werden ohne jedoch ihren Mythos zu modernisieren. Im Stil der Mockumentary ergeben sich Situationskomik, ulkige Ideen und Umstände, die das Zwerchfell des Zuschauers auf die Probe stellen. Dabei ist es umso angenehmer, dass der Film zu keiner sekunde aggressiv versucht lustig zu sein und deshalb in zwielichtige Comedymilleus ala Fäkalhumor oder dumpfbirnige Selbstzweckaktionen abdriftet. Beachtenswert ist abseits der Qualität auch die Rate der Gagdichte, die hoch angesiedelt ist, glücklicherweise allerdings auch funktioniert. Der Film respektiert seine Charaktere, zeigt sie nicht nur als lose Silhouette und schafft es tatsächlich, dass man Emotionen verspürt. Ein ganz großer Wurf!

Malicks Reise in die texanische Musikbranche ist eines dieser Postproduktionswunder. Meisterhafte Kamerafahrten verschmelzen mitsamt des schwelgerischen Voice-Overs zu einer Kunstmasse, die emotional mit bohrender Tiefer aufwartet. Nicht jedem wird dieses Liebesdrama gefallen, einige hassen ihn geradezu, doch uns sprach Song to Song in jeder einzelnen Filmminute an. Zudem wird mit Ryan Gosling, Michael Fassbender, Rooney Mara, Natalie Portman und vielen mehr ein wahnsinniges Staraufgebot präsentiert.

Platz 17: Bande de Filles von Céline Sciamma

Noch in diesem Jahr (und vermutlich auch im nächsten aufgrund nachziehender Preisverleihungen) war die französische Regisseurin Céline Sciamma mit ihrem Historien-Liebesfilm Porträt einer jungen Frau in Flammen groß im Gespräch. Doch fünf Jahre zuvor inszenierte sie einen weitaus überzeugenderen Film, der als ein Mix aus La Haine, Moonlight und Boyhood beschrieben werden kann – und doch vollkommen alleinstehend ist. Dieser ungeschönte Film schenkt einem Brennpunkt seine Bühne, ohne aufgeblasen und drastisch zu sein. Denn das ist hier gar nicht nötig. Ebenso beherrscht kein manipulativer Grundton die Laufzeit. Was schön ist, ist schön. Was hart ist, ist hart. Eine einfache Formel, die Dank der unbestreitbaren Authentizität zu jedem Zeitpunkt überzeugt und fasziniert. Viel zu selten nimmt ein Milieu-Film seine Figuren so ernst wie hier.

Platz 16: Interstellar von Christopher Nolan

Interstellar lässt sich nicht wie ein normaler Film beschreiben, denn das wäre maßlos untertrieben. Es ist ein Ereignis, dass gigantische Bilder auf die Leinwand projiziert, die ebenso unbeschreiblich wie unglaublich sind und audiovisuell grandios daherkommen. Es gibt hier Szenen die mich auf Knopfdruck losheulen lassen wie ein Schlosshund, egal wie oft ich sie sehe. Auch wenn der physikalische Erklärbar am Ende fehlplatziert wirkt ist das cineastische Erlebnis, welches hinter Interstellar steckt, wie eines der prägendsten Leinwandabenteuer des neuen Jahrtausends. Die Reise quer durch die wildesten wissenschaftlichen Theorien und der Humanismusgedanke verhelfen Ihm zur Tiefgründigkeit die in gigantische Bilder, atemberaubender Inszenierung und Epik verpackt ist. So funktioniert anspruchsvoller Blockbusterfilm und so geht großes Kino!

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