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Unsere Top 20 der 2010er-Jahre

von Robin Längert

Platz 10: Manchester by the Sea von Kenneth Lonergan

Das preisgekrönte Drama aus dem Jahr 2016 (hierzulande startete er im Januar 2017) ist im Grunde genommen ein einziges character introducing, das dem Zuschauer nie vorgibt den Protagonisten besser zu kennen als er es eigentlich tut. Nur schrittweise nähert sich der Film seiner seelisch vernarbten, introvertierten Hauptfigur, die bahnbrechend von Casey Affleck gespielt wird. Nach knapp 50 Minuten findet man sich schließlich in einer Rückblende wieder, die eine solch emotionale Wucht hat, dass man sie am liebsten nie wieder in seinem Leben sehen möchte. Doch der Film zwingt einen zu fühlen, nachzuempfinden und Leid zu teilen, um am Ende festzustellen, dass jeder irgendwo irreversible Wunden mit sich trägt. Die Kunst des Lebens ist es letzten Endes zu wissen, wie mit ihnen umgegangen wird. Danke, Kenneth Lonergan, für dieses einzigartig aufgebaute Drama, das auf eine sehr ehrliche Art mit dem Leben konfrontiert wird.

Platz 9: Climax von Gaspar Noé

Komplettes Schleudertrauma. Noe lädt ein zum Tanz in die Abwärtsspirale. Mit pumpenden Electrotracks, endlosen Tanzssequenzen, Parallelmontagen und kopfstehender Kamera werden hier nicht nur die Körper innerhalb des Filmes zerstört. Man sollte díe ersten zehn Minuten daher nochmal zum akklimatisieren nutzen, um seine Sinne und sein Gehör auf die folgenden 80 Minuten einzustimmen. Climax ist zugleich radikales Erlebnis und filmischer Rauschzustand. Ohrenbetäubender Lärm, tranceverursachende rot- und grünstichige Bilder vermengen sich zur destruktiven Polka wenn profillose Menschen beginnen sich zu zerfleischen. Terror in Reinform destilliert in wilden Tanzeinlagen und ausufernden Verhaltensmustern bis die Sicht in wahrsten Sinne auf Kopf steht und Körper und Mischpult nur noch als Fragment ihrer selbst zerstört auf dem Schlachtfeld liegen. 

Platz 8: Ex Machina von Alex Garland / Drive von Nicholas Winding Refn

Ruhig erzählter, subtiler Sci-Fi-Thriller der kammerspielartig eine beunruhigende Atmosphäre verbreitet. Intensive Dialoge, famoses Setdesign, starke schauspielerische Leistungen und ein Ende, dass durch seine Konsequenz noch lange nachhallt. Alex Garland hat mit seinem Debüt nicht nur einen der stärksten modernen Science Fiction Filmen abgeliefert, sondern auch eines der besten Drehbücher des neuen Jahrtausends verfasst. Wer sich 2015 nicht schon in Alicia Vikander verleibt hat, wird es auch 2020 noch. Ein Tipp: Noch vielfältiger wird der Film bei erneuter Sichtung wenn man die Antagonisten tauscht.

Refns Los Angeles-Trip ist eine Liebeserklärung an den Film noir, verschmolzen mit den modernsten Mitteln, die das Kino in Form und Farben zu bieten hat. Alternativer Dream-Pop trifft blendend-grelle Neonlichter in den warmen Nächten einer Weltmetropole. Und inmitten diesen Rauschzuständen findet sich eine zärtliche Liebesgeschichte wieder, die ab ihrer zweiten Hälfte zurecht den FSK 18-Stempel aufgedrückt bekommen hat. Drive ist ein Film, der gerne die Extremen wechselt, ohne den Ton zu verfehlen. Ein wunderschönes, modernes Märchen, das in den obersten Rängen dieses Jahrzehnts schwebt.

Platz 7: Mad Max: Fury Road von George Miller

Muss zu diesem Film eigentlich noch etwas gesagt werden? Gibt es einen amerikanischen Actionfilm der an dieses Inferno heranreicht? Schon ein mal Freudentränen im Kino gehabt? Mad Max ist die filmgewurdene Ejakulation des Actionfans und noch dazu eine wahre Offenbarung für Filmliebhaber mit Öl im Blut und Testosteronüberschuss. Während andere Hollywoodproduktionen mit überladener Effektgeilheit, überforderndes CGI oder Lieblosigkeit protzten, erfüllt Mad Max nichts von diesen Dingen. In dem Ding steckt pure Liebe zum Detail, echtes Herzblut und echt plastische Arbeit. Wer Mad Max: Fury Road nicht sieht, ist selbst schuld.

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