Nennenswerte Überraschungen: Platz 10-8
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Platz 10: „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“
Spin-Offs bedienen sich dreist der Atmosphäre und Fantasie einer erfolgreichen und beliebten Filmreihe, um letztlich inhaltlichen Nonsens zu projizieren. Vollkommen entgegengesetzt ist die Erzählung über den Autor der fiktiven Zauberschullektüre über phantastische Tierwesen. Der Flair der New Yorker Zauberwelt inmitten der 1920er-Jahre besticht durch einen unerwartet charaktervollen Reiz und einem hörenswerten Score von Alexandre Desplat, der ein Beispiel für dieses grandiose Jahr der Soundtracks ist. Am bemerkenswertesten sei neben der Idealbesetzung von Newt Scamander die Tatsache, dass es keineswegs wie eine Fließbandproduktion wirkt. Stattdessen ist der wahre Geist des liebenswerten Familienkinos zu spüren.
Platz 9: „Ein Hologramm für den König“
Tom Tykwer widmet sich dem Thema der Globalisierung und besetzt seine orientalische Investmentodyssee mit Tom Hanks in der Hauptrolle. Gespickt mit seichter Situationskomik wird Hanks als ein Opfer der Immobilienblase zentriert, der sich um seine berufsbedingte Distanz zu seiner Tochter kümmert, kulturelle Differenzen ertastet und manch bestimmte Laster bekämpfen muss. Münden tut das Drehbuch in einer sympathischen Liebesgeschichte, die zwar den Gesamteindruck recht konventionell ausfallen lässt, doch überraschend gut für eine besinnliche Eigenreflexion der Themenvielfalt funktioniert. Tykwers Literaturverfilmung ist ein perfekter Film für den Sonntagnachmittag.
Platz 8: „Assassin’s Creed“
Mit kritischer Sichtweise wird der Videospielverfilmung vieles vorgeworfen: Der Plot sei nicht präsent genug, Handlungsbrüche führen zu Verwirrung, die Ästhetik wirke zu künstlich, der Film sei zu ernst. Nun, im Rausche des qualitätslückenverschleiernden Einsatzes von Humor bei den Disney/Marvel-Produktionen sind solche Kritikpunkte keine Überraschung. Vielmehr sollte man Dankbar für den Verzicht auf unangebrachte Komik sein – denn im Falle von Assassin’s Creed wäre sie in großen Maßen unangebracht. Justin Kurzel geht stattdessen viele Schritte weiter und nimmt das Kult-Game als Grundlage für die Hinterfragung des Zweckes und der Auswirkungen von Videospielen. Weches Gewicht die Gewalt eines Menschen im eigenen Wesen annimmt und wie mit ihr umzugehen ist, erlangt das existenziellste Fragezeichen im Film. Ebenso bleibt vieles unbeantwortet inmitten des verschleierten Drehbuches, was Assassin’s Creed zu eines der zwei meist herausragenden Blockbustern dieses Jahres zählen lässt.