Home Specials Unsere Top 20 der 2010er-Jahre

Unsere Top 20 der 2010er-Jahre

von Robin Längert

Platz 15: Inception von Christopher Nolan

Im März 2019 lief Inception im Rahmen einer Leonardo Di Caprio Retrospektive im CinemaxX und ich hatte erstmals die Möglichkeit einen meiner absoluten Lieblingsfilme im Kino zu sehen. Und da war die Wirkung trotz Unzähliger Ansichten im Heimkino immer noch die Gleiche: Bahnbrechend! Wie Nolan seine narrativen Ebenen verschachtelt und Multiplex-Kino mit Anspruch verbindet sucht seinesgleichen. Da seien Plagiatsvorwürfe zu Cronenberg einmal dahingestellt. Wer es schafft emotionale Wucht mit Verwirrungen und unglaublichen Bilderwelten zu erschaffen verdient es hier in der Liste zu stehen. Christopher Nolan hat sich seine Platzierung redlich verdient. Wer weiß ob mit Tenet in diesem Jahr bereits ein Platz für das neue Jahrzehnt geschaffen wird.

Platz 14: Inherent Vice von Paul Thomas Anderson / Biutiful von Alejandro González Iñárritu

Manchmal gibt es Filme bei denen man sich nach der Sichtung irritiert aufteht und hinterfragt, was man wenige Augenblicke zuvor noch auf der Leinwand betrachtet hat. Auch nach Inherent Vice wird man darüber nachdenken, was man eigentlich die letzten 150 Minuten gesehen hat oder was der Film überhaupt erzählen wollte. So richtig kann ich das bis heute noch nicht. Liegt vielleicht auch daran, dass ich den Film nie komplett nüchtern gesehen habe. Aber hier finden sich in kaputter Situationskomik, bizarren Charakteren und ikonischen Szenen so viele Einzelmomente, dass Paul Thomas Anderson einen modernen Klassiker geschaffen hat. Wer irgendwann noch durch eine Verschwörung der Zahnärzte, verschwundenen Hippies, Mickie Wolfman oder Josh Brolin beim Pfannkuchen-Brunch beim Chinesen durchblickt hat alles falsch gemacht. So einen Film habt ihr noch nie gesehen!

Es handelt sich hierbei um den mit Abstand besten Film des mexikanischen Regisseurs Alejandro González Iñárritu. Mit Javier Bardem in der Hauptrolle erzählt das Melodrama über einen sterbenden Familienvater in den veramten Gassen Barcelonas. Sein Krebs zwingt ihn in die Knie, doch noch möchte er seine zwei jungen Kinder absichern, bevor sie ohne ihn weiter aufwachsen. Die Ausweglosigkeit in Biutiful ist spürbar und ein ultimativer Stimmungskiller. Doch Iñárritu hält sich verhältnismäßig bedeckt mit seinem spirituellen Bedeutungswahn bzw. verpackt ihn so geschickt, dass jedes Bild und gesprochene Wort die angemessene Härte trifft, um stets glaubwürdig zu sein. Ein Film, der länger nachwirkt, als einem lieb ist.

Platz 13: The Florida Project von Sean Baker / mother! von Darren Aronofsky

The Florida Project ist ein filmisches Wunder. Ein roher authentischer Blick auf die Menschen vor den Toren von Disneyland. Wo andere ihren Wohlstand auskosten, Kinder ihre Fantasie ausleben und sich in wilden Attraktionen austoben können entwirft Moonee mit ihren Freunden ihre eigene Welt und findet den Wert ihrer Kindheit im Erkunden von verlassenen Häusern, dem Bespucken von Autos oder wildem Herumschreien in geschlossenen Räumern. Sean Bakers Stil ist dabei so authentisch, dass wir vergessen einen Film zu sehen. Die Charaktere sind echt, die Handlungen aus purer kindlicher Neugier, der Blick auf das Leben der „Armen“ unverfälscht. Dazu kommen kräftige analoge Bilder, die die Fassaden des schäbigen Motels zum echten Wunderland wirken lassen. 111 Minuten schauen wir dem Treiben zu, versinken in den non-stringenten Szenen und erinnern uns selbst an die Dinge die wir als Kinder angestellt haben. Doch bei all den schönen Erinnerungen, dem Wortwitz und der Komik, die den Film begleiten. Wenn in den letzten 5 Minuten der harte Realismus auch uns wieder auf den Boden zurückbringt und zeigt, dass auch bunte Fassaden bröckelig sind, trifft es uns wie eine wuchtige Faust ins Gesicht. Mich hat es emotional dermaßen getroffen, dass ich auch Tage später noch Tränen in den Augen (nach einem echten emotionalen Zusammenbruch im Kino) hatte, wenn ich an die vorletzte Szene denken muss. Poesie, Authentizität, Realismus. Vereint auf Zelluloid

Wer die ultimative, cineastische Ekstase erleben will, ohne in den Credits den Namen Gaspar Noé lesen zu müssen, sollte auf Darren Aronofskys mother! zurückgreifen. Es wird wohl nie wieder eine Bibelverfilmungen geben, die derart dem gesunden Wahnsinn verfallen ist. Eine Liebeserklärung an Extremzuständen und unvorhersehbaren Steigerungen, die ihren eigenen Zenit überrennen. An alle, die dieses Meta-Haus noch nicht betreten haben: Eine angenehme Fahrt und schnallt euch verdammt nochmal an!

Platz 12: Once Upon a Time in Hollywood von Quentin Tarantino

Ich könnte jetzt wieder ähnlich wie im Podcast stundenlang in Harmonie schwelgen wie unfassbar toll Quentins neuester Film ist. Wie wohl ich mich in der Rückbesinnung der 60er Jahre gefühlt habe. In welch nostalgischer Schwermut ich mich befunden habe wenn Margot Robbie als Sharon Tate unbeschwert im gelben Overall tanzt und die Zukunft vor Augen hat. Wie sehr ich mich in Rückblenden verloren habe, die zehn Minuten verliefen nur um für einen einzigen Witz herzuhalten. Wie viel ich durch die Querverweise und Zitate seiner eigenen Filme lachen musste und vor Euphorie nahezu geweint habe im besten Finale des Kinojahres. Wie glücklich ich bin, dass ich endlich die Vinyl vom Film mitsamt der Radio-Commercials habe. Wie doll ich gehofft habe, dass dieses alternative Märchen niemals endet. Wie sehr ich Brad Pitt den Oscar und Golden Globe für den besten Nebendarsteller gönne. Aber ich kann mich auch einfach mit Zigarette und Margarita auf die Gummiliege meines Pools schmeißen, über Kopfhörer 60er Funk hören und mich entspannten, bis ich einen verschissenen Hippie, der durch die Scheibe auf meiner Veranda fliegt, abfackeln muss. Mein Film des Jahres 2019.

Platz 11: Call Me By Your Name von Luca Guadagnino

Ein Film, wie eine ferne Erinnerung an eine intime, endliche Sommerbeziehung. Ja, Liebe tut weh. Doch selbstverständlich kann Liebe auch so wunderschön sein. Es kann das geradezu schönste Gefühl auf der Welt sein. Der italienische Regisseur Luca Guadagnino zeigt uns, wie nahe einem die kleine Epoche eines verträumten Sommers kommen kann. Das macht er mit viel Ruhe, die jedoch nie zu trocken daherkommt. Ein künstlerischer Indie-Film, der den respektablen Sprung ins Mainstream geschafft hat. Doch Liebhabern der Before-Trilogie braucht man das gar nicht zu erzählen. Übrigens: Ein ähnlicher Film dieses Jahrzehnts hätte es ebenfalls in diese Bestenliste geschafft, doch wurde dies erst nach Vervollständigung der Charts festgestellt. Umso mehr Tribut wird ihm in der Top 10-Liste der Kinojahres 2019 von Robin gezollt. Seid also gespannt.

call me by your name

Related Articles

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.